„Wo, bitteschön, ist Thumsenreuth?“ Schrieb provokativ die Augsburger Allgemeine Zeitung zur Ankündigung des Wettkampfs der Luftpistolenmannschaft von Edelweiß Scheuring in Thumsenreuth. Scheuring nahm die Punkte mit ins bayerische Schwaben. Doch im Gesamtergebnis schaffte es die aus eigenen Schützen bestehende Mannschaft mit Simon, Sonja und Thomas Weiß (Windischeschenbach), Lukas Spachtholz (Schwarzenfeld) und Mannschaftsführer Karl Greger (Wiesau), sowie den Ersatzschützen Wolfgang Schraml und Horst Bauer (beide Thumsenreuth) auf den dritten Platz der 2. Bundesliga. Damit hatte sich die Mannschaft aus dem Steinwald für die Teilnahme an der Relegation zur ersten Bundesliga qualifiziert. Der Neuling in der 2. Bundesliga wurde augenscheinlich unterschätzt und schoss anfänglich ganz unbefangen auf. Mit der zunehmenden Anzahl von Siegen stieg aber auch die Nervosität in der Mannschaft, die ihren Höhepunkt im ersten hochrangigen Heimkampf in Thumsenreuth fand. Der Mannschaftspunkt musste an Scheuring abgegeben werden.

Nun wissen auch die Schwaben, dass es eine Oberpfalz und Thumsenreuth gibt. 

Im Landesleistungszentrum von Baden-Württemberg in Pforzheim gelang den Thumsenreuthern das schier Unglaubliche und sie erreichten einen Aufstiegsplatz. Neben der Stammmannschaft kam hierbei Ersatzschütze Herbert Mattes im zweiten Durchgang zum Einsatz. Der SV Karnsberg-Murrhardt war nicht zu schlagen. Das Team, das mit Jason Turner (USA) -378 und 386 Ringe-, Patrik Lengerer und Wolfgang Renner über drei bundesligaerfahrene Schützen verfügt, siegte klar mit 3739 Ringen vor der SG 1898 Thumsenreuth, die mit 3691 Ringen Zweiter wurde und damit einen direkten Durchmarsch von der Bayernliga Nord-Ost über die 2. Bundesliga bis in das Oberhaus des deutschen Sportschießens schaffte. Die HSG Erlangen wurde mit 3679 Ringen Dritter und muss in der kommenden Saison einen erneuten Anlauf starten.

Damit hat es erstmals seit Bestehen des Bundesligasystem eine Mannschaft aus der Oberpfalz es geschafft, mit der Luftpistole an den Wettkämpfen in der 1. Bundesliga-Süd teilzunehmen - ein unbeschreiblicher Erfolg für das gesamte Oberpfälzer Schützenwesen.

Von der Abfahrt bis zur Rückkehr wurden die Mannschaft und die Schlachtenbummler von Heinz Kraus und seinem Team bestens versorgt. Bereits nach Ankunft mit dem ortsansässigen Reisebusunternehmer gab es frisch aus dem Topf heiße Würste für alle zur Stärkung. Spannung und Motivation waren zum Start des ersten Durchgangs um 11.45 Uhr auf dem Höhepunkt. Vielleicht trug dieser vorbildliche Rundumservice zum Gelingen bei. 

Besonders spannend wurde es dann im zweiten Durchgang als die Erlanger Schützen sehr stark begannen und deutlich in Führung gingen. Die Schlachtenbummler Die Schützen im Durchgang 2wurden äußerst still und begannen bei jedem Schuss zu rechnen: Wird es noch reichen? Erst in der dritten Serie stieg der Lärmpegel wieder an. Die Thumsenreuther Mannschaft wurde besser und die Erlangener Schützen fielen in ihrer Leistung ab. Ein Aufatmen ging durch die Reihen, nachdem der letzte Schuss abgegeben war und die Mitrechner das Ergebnis vorweg Freude strahlend präsentierten. 

Riesig war der Jubel am Schützenstand, als die Platzierungen durch das Kampfgericht verkündet wurden: Thumsenreuth als zweiter Aufsteiger in die erste Bundesliga! Da durfte natürlich ein ordentliches Glas Sekt nicht fehlen. Bereits am Schießstand begannen die Feiern über das Erreichte. Die Heimfahrt wurde regelrecht zu einem Triumph der als Außenseiter eingeschätzten Mannschaft. Noch bis lange in die Nacht feierten die Thumsenreuther in „ihrem“ Schützenhaus. Die große Aufstiegsfeier soll erst im Frühling im Schützengarten stattfinden.  

Respektvoll äußert sich auch der Deutsche Schützenbund (DSB) und der Oberpfälzer Schützenbund (OSB) zur Leistung der Mannschaft. Vorsitzender Heinz Kraus, Sportleiter Horst Bauer und die erfolgreichen Schützen konnten viele Glückwünsche in Empfang nehmen und sich darüber freuen. Jedoch wird die SG 1898 noch dringend Verstärkung benötigen, um mit der Spitze des internationalen Schießsports mithalten zu können.
 

Nicht nur im Sportbereich wird diese neue Situation eine große Herausforderung für den Verein.  Nachdem erst im letzten Jahr eine große Baumaßnahme abgeschlossen werden konnte und erhebliche Mittel aufgewendet wurden, erfordert die kommende Saison von Vorstand Heinz Kraus, Schatzmeister Manfred Krumholz und Sportleiter Horst Bauer besonderes Geschick und Organisationstalent. Sponsoren sind im Verein gerne Willkommen. Sie werden zu einem wichtigen Faktor für den Bestand in der ersten Bundesliga.

Text und Bilder: Herbert Mattes